Fake-Story: Wie aus gepixelten Fotos ein Polit-Eklat herbeigeredet wurde
Ausgangspunkt: Der Blitzbesuch von Annalena Baerbock in Damaskus
Der Blitzbesuch der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock in Damaskus, Teil einer EU-Delegation, sorgte für hohe Wellen in den Medien. Die Berichterstattung wurde von reißerischen Schlagzeilen dominiert, die letztlich auf einem Telegram-Kanal basierten – und nicht auf offiziellen syrischen Regierungsquellen.
Die Entstehung der Story
Den Anfang machte eine Schweizer Website, die auf einen syrischen Telegram-Kanal aufmerksam wurde. Die dort geposteten Bilder, auf denen Baerbocks Gesicht verpixelt war, wurden schnell von der „Bild“-Zeitung aufgegriffen. Der Titel lautete: „Syrien-Islamisten zensieren Fotos von Baerbock“.
Die „Bild“ stellte allerdings klar, dass die Bilder nicht von offiziellen syrischen Stellen stammen, sondern von einem Kanal, der der Islamisten-Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS) nahe steht. Zudem postete Bild auch die Bilder vom originalen Regierungskanal. Dennoch löste der Bericht eine Welle von Folgeartikeln in anderen Medien aus.
Die mediale Eskalation
Zahlreiche Portale sprangen auf die Story an, darunter RTL.de, T-Online, RND, Berliner Morgenpost, Frankfurter Rundschau und Merkur. Schlagzeilen wie „Syrien-Islamisten sorgen für nächsten Eklat“ suggerierten, dass die verpixelten Bilder eine offizielle Zensur darstellen würden.
Dabei geriet zunehmend in Vergessenheit, dass es sich lediglich um Fotos eines Telegram-Kanals handelte. Die offiziellen Bilder des syrischen Außenministeriums, die Baerbock unverpixelt zeigen, wurden ignoriert.
Stattdessen entstand der Eindruck, es handle sich um staatlich angeordnete Zensur – eine Darstellung, die faktisch falsch ist.
لقاء القائد أحمد الشرع ومعالي وزير الخارجية السيد أسعد الشيباني لوزيري الخارجية الفرنسية والألمانية السيد جان نويل بارو والسيدة أنالينا بيربوك والقائم بالأعمال لبعثة الاتحاد الأوروبي مايكل أونماخت في #دمشق pic.twitter.com/1n8B2lulFx
— وزارة الخارجية والمغتربين السورية (@syrianmofaex) January 3, 2025
Die Sache mit dem Handschlag
Auch die vorherige Berichterstattung über eine angebliche Verweigerung des Handschlags durch den neuen syrischen Machthaber wurde falsch dargestellt. Videoaufnahmen zeigen, dass es sich lediglich um einen flüchtigen Moment beim Empfang handelte. Während der französische Delegationsleiter die Hand gereicht bekam, winkte der Gastgeber Baerbock und Begleitung freundlich zu den Sitzgelegenheiten weiter.
Von einer bewussten Verweigerung kann keine Rede sein – vielmehr scheint es ein kulturelles Missverständnis gewesen zu sein. Dass man zuerst der Dame die Hand geben sollte muss er halt noch lernen.
Fazit: Die Mechanik einer Fake-Story
Die mediale Aufbauschung dieser Ereignisse zeigt, wie leicht aus unklaren Quellen vermeintliche Skandale entstehen können. Eine Fake-Story beginnt oft mit einem unscheinbaren Detail – wie einem Bild von einem inoffiziellen Kanal – und eskaliert durch Spekulationen und Sensationslust. Die fehlende Differenzierung in der Berichterstattung führt dazu, dass die eigentlichen Fakten in den Hintergrund rücken und ein verzerrtes Bild entsteht. Auch in den Sozialen Medien wurde und wird die Story genutzt um nun auch Berabock zu diskreditieren. Obwohl in diesem Falle die „feministische“ Aussenpolitik und der Ausdrückliche Hinweis auf die Frauenrechte durchaus angebracht ist.