Medienhype um Estland: Russische MIG-31 im internationalen Luftraum – angeblicher Anflug auf Tallinn entpuppt sich als Propaganda
Der Vorwurf: MIG-31 angeblich auf dem Weg nach Tallinn
Estland wirft Russland vor, drei MIG-31 Abfangjäger hätten seinen Luftraum verletzt und seien sogar in Richtung der Hauptstadt Tallinn geflogen. Westliche Medien griffen die Geschichte sofort auf und stilisierten den Vorfall zum nächsten großen Beweis einer angeblichen russischen Aggression.
Doch mittlerweile zeigt sich: Die Jets befanden sich im internationalen Luftraum auf dem Weg nach Kaliningrad. Von einem Angriff auf Tallinn kann keine Rede sein.
Das hinderte zahlreiche Medien jedoch nicht daran, martialische Schlagzeilen zu produzieren. Wieder einmal zeigt sich, dass nicht nüchterne Fakten, sondern politisch gewünschte Narrative die Berichterstattung bestimmen.
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Update: 23.09 : 14 Uhr
Die Sachlage ist weiterhin kompliziert und nicht eindeutig aufgeklärt. Offenbar gab es kurze Eintritte in den estnischen Luftraum. Der entscheidende Punkt jedoch – anders als in den Medien dargestellt – ist, dass es sich nicht um gezielte Verletzungen mit einem gezielten Anflug auf die Hauptstadt Tallinn handelt. Diese Darstellung kann bestritten werden.
Auch die Behauptung, dass die drei MiG-31 Luft -Boden Raketen an Bord hatten, wurde inzwischen von der finnischen Luftwaffe zurückgewiesen. Klar ist inzwischen außerdem, dass die Flugzeuge im direkten Transit waren, also keine „Abstecher“ unternommen haben, sondern geradewegs in Richtung Kaliningrad unterwegs waren.
Bestreiten lässt sich ebenfalls, dass sich die Maschinen auf der gesamten Strecke im estnischen Luftraum befunden haben. Zudem wurde bekannt, dass der „Korridor“ an manchen Stellen nur etwa drei Kilometer breit ist. Gelegentliche Luftraumverletzungen sind daher quasi vorprogrammiert und sind in den letzten 20 Jahren tatsächlich mehr als 50 Mal vorgekommen.
Verschwiegen wird dabei, dass es auch häufiger Luftraumverletzungen von NATO-Jets im russischen Luftraum gab (siehe Focus, Juni 2023). Unwahr ist außerdem die Darstellung, NATO-Jets hätten die MiG-31 abgedrängt – tatsächlich sind sie lediglich hinterhergeflogen.
Insgesamt wird der Vorfall in den Medien stark übertrieben dargestellt. Klar wird jedoch auch, dass eine verbindliche Regelung notwendig ist, da ein nur drei Kilometer breiter Korridor zwangsläufig immer wieder zu solchen Problemen führt.
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Wieder falsche Schlagzeilen in den Mainstream-Medien
Die gesamte Medienlandschaft berichtete in den letzten Tagen über diese vermeintliche Luftraumverletzung. Besonders auffällig: viele Meldungen waren nahezu wortgleich, als hätte es nur eine zentrale Quelle gegeben, die ungeprüft übernommen wurde.
Das Schema ist bekannt: Erst wird ein bedrohliches Szenario in die Welt gesetzt, anschließend verbreiten es alle großen Medien – und selbst wenn sich die Darstellung später als falsch herausstellt, bleibt der Eindruck in den Köpfen hängen. So wird Stimmung gemacht und Angst geschürt.
Nur wenige Tage nach den Schlagzeilen um den Drohnenvorfall in Polen, folgt nun also die nächste Geschichte.
Rückblick: Der Drohnenvorfall in Polen – teilweise geklärt, vieles offen
Der Fall Polen zeigt exemplarisch, wie voreilig berichtet wird. Zunächst hieß es, eine russische Drohne habe ein Wohnhaus beschädigt. Heute steht fest: Das Haus wurde nicht von einer Drohne, sondern von einer NATO-Rakete getroffen. Über diesen Teil wurde inzwischen auch ausführlich berichtet – allerdings deutlich leiser als zuvor die erste Russland-Schlagzeile.
Der gesamte Drohnenvorfall bleibt jedoch weiterhin ungeklärt. Mehrere Drohnen sollen polnisches Territorium erreicht haben, doch bislang wurden nur wenige Bilder veröffentlicht. Diese werfen zusätzliche Fragen auf:
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Einige der gezeigten Modelle wirken improvisiert, teils sogar mit Klebeband zusammengehalten.
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Experten weisen darauf hin, dass solche Drohnen auch aus Restteilen abgeschossener Geräte in der Ukraine zusammengeschustert sein könnten.
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Die Reichweite spricht gegen einen Start direkt aus Russland.
Ein eindeutiger Nachweis, dass Russland verantwortlich ist, liegt also nicht vor. Trotzdem wurde die ursprüngliche Darstellung von vielen Medien bis zuletzt hochgehalten.
Der Finnische Meerbusen – ein komplizierter Sonderfall 
Um den Vorfall mit Estland zu verstehen, lohnt ein Blick auf die Geografie:
Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde für den Finnischen Meerbusen eine Sonderregelung beschlossen. Statt der üblichen 12-Seemeilen-Zone gilt dort an einigen Stellen eine reduzierte 3-Seemeilen-Regelung, um einen 6 Seemeilen breiten internationalen Korridor freizuhalten.
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Normalerweise: 12 Seemeilen Territorialgewässer = auch 12 Seemeilen Luftraum
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Ausnahme Finnischer Meerbusen: nur 3 Seemeilen Territorialgewässer, also auch nur 3 Seemeilen Luftraum
Estland versucht nun, diese Regelung so auszulegen, als ob auch über den reduzierten Territorialgewässern trotzdem 12 Seemeilen Luftraum gelten würden. Das würde aber bedeuten, dass der internationale Korridor praktisch verschwindet – und wäre realitätsfern.
Wer die Verträge von 1996 ernst nimmt, kommt daher zu dem Schluss: Die russischen Jets befanden sich rechtlich einwandfrei im internationalen Luftraum.
Alte Streitigkeiten – neuer politischer Zündstoff
Streitigkeiten über den Luftraumkorridor zwischen Estland und Russland gibt es schon seit Jahrzehnten. Seit 2015 wurden pro Jahr über 100 angebliche „Luftraumverletzungen“ gemeldet – meist ohne größere Aufregung.
Warum also jetzt dieser Wirbel?
Ganz einfach: Die aktuelle politische Lage wird von bestimmten Akteuren genutzt, um das Bild eines permanent aggressiven Russlands zu zeichnen. Politiker wie Kallas, Kiesewetter oder Röttgen treten dabei besonders forsch auf. Ihre Linie ist klar: Eskalation um jeden Preis, koste es, was es wolle.
Dass dabei die Risiken für die eigene Bevölkerung – von steigenden Rüstungsausgaben bis hin zur realen Gefahr eines militärischen Konflikts – kaum diskutiert werden, spricht Bände.
Medien als Propaganda-Verstärker 
Wie gewohnt sprangen die Mainstream-Medien sofort auf den Zug auf: Spiegel, Süddeutsche, Zeit, Merkur, t-online, N-TV – alle verbreiteten unkritisch die NATO-Erzählung, ohne die Faktenlage sauber zu prüfen.
Das Muster ist längst Routine:
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Schlagzeilen voller Bedrohungsszenarien.
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Fakten und Gegenstimmen werden ignoriert oder kleingeredet.
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Falls die Story später zusammenfällt, interessiert es kaum noch jemanden – der gewünschte Eindruck hat sich längst in den Köpfen festgesetzt.
So funktioniert Meinungsmache durch Dauerbeschallung.
Fazit: Kriegstreiberei statt Journalismus
Es wird mit aller Gewalt versucht, die Bevölkerung auf eine angebliche russische Aggression einzuschwören – ohne Beweise.
Das Ziel ist klar: Die Menschen sollen psychologisch auf einen großen Krieg vorbereitet werden.
Anstatt kritisch nachzufragen, lassen sich viele Medien wieder als Sprachrohr politischer Hardliner instrumentalisieren. Für unabhängigen Journalismus ist da kaum noch Platz.