Reform UK kratzt an der Macht – Farage vor dem Durchmarsch in London
Während man in Deutschland noch hitzig über die AfD-Erfolge debattiert, spielt sich im Vereinigten Königreich ein politisches Erdbeben ab. Nigel Farage und seine Reform UK liegen in Umfragen inzwischen bei bis zu 34 % – und das würde nach dem britischen Wahlsystem sogar für eine absolute Mehrheit im Parlament reichen. Sollte sich dieser Trend bestätigen, könnte Farage der nächste Premierminister werden.
Vom Außenseiter zum Premier in Wartestellung
Das britische Mehrheitswahlrecht ist gnadenlos: Wer einen Wahlkreis gewinnt, nimmt den Sitz mit. Punkt. Keine Verhältnismäßigkeit, keine Zweitstimmen-Trickserei. Genau dieses System spielt Farage derzeit in die Hände. Nach aktuellen Berechnungen könnte Reform UK so 400 von 650 Sitzen holen – ein politisches Erdbeben historischen Ausmaßes.
Natürlich wird in den Hinterzimmern schon über taktische Absprachen zwischen Tories und Labour diskutiert. Die beiden Erzrivalen könnten aufeinander zugehen und in bestimmten Wahlkreisen keine Gegenkandidaten aufstellen, nur um Reform UK zu blockieren. Mit anderen Worten: Die britische Variante der deutschen „Brandmauer“-Politik. Doch ob diese Strategie in der Praxis funktioniert, ist fraglich – zu groß ist die Wut vieler Briten auf das Establishment.
Unzufriedenheit wie in Deutschland – nur heftiger
Die Themen, die Farage befeuern, sind keine britische Ausnahme, sondern fast deckungsgleich mit den Problemen in Deutschland:
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Hohe Inflation und Steuerlast, die Normalverdienern das Leben immer schwerer machen
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Massive Zuwanderung, die das Land überfordert und zu sozialen Spannungen führt
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Steigende Kriminalität in bestimmten Migrantengruppen
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Überwachung und Zensur – täglich werden rund 30 Briten wegen Social-Media-Postings verhaftet, die vom Regierungskurs abweichen
Kurz gesagt: Die Menschen haben genug von einer Politik, die ihnen Freiheit und Wohlstand verspricht, aber in Wahrheit Kontrolle und Stillstand liefert.
Außenpolitik: Schluss mit endlosen Kriegen
Noch deutlicher wird der Bruch in der Außenpolitik. Während die meisten Regierungschefs des „Wertewestens“ noch immer von einem Sieg über Russland träumen, sagt Farage: Waffenlieferungen kürzen, sofortige Friedensverhandlungen einleiten.
Seine Analyse ist simpel, aber explosiv: Der Krieg in der Ukraine sei nicht nur Putins Schuld, sondern auch das Ergebnis der NATO-Osterweiterung und der Politik ukrainischer Nationalisten, die russische Minderheiten im Osten systematisch benachteiligt hätten.
Keir Starmer, der aktuelle Premier, reagierte erwartungsgemäß und bezeichnete Farage als „Putin-Knecht“. Doch die Realität ist: Farage steht mit seiner Position nicht allein. Er liegt erstaunlich nah bei Donald Trump – und damit auch bei Teilen der US-Administration, die längst den Rückzug aus dem ukrainischen Abenteuer vorbereiten.
Trump, MAGA und die Inspiration aus den USA
Farage ist nicht nur Politiker, er ist auch ein begnadeter Netzwerker. Seit Jahren pflegt er eine enge Beziehung zu Trump. Für ihn ist der Ex-Präsident eine „Inspiration“ und „der mutigste Mensch, den ich kenne“.
Kein Wunder also, dass die gesamte MAGA-Bewegung Farage als ihren Mann in Europa feiert. Und tatsächlich klingt sein Programm wie eine Kopie aus Washington:
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Schluss mit endlosen Kriegen
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„Net Zero Migration“ – also Migration auf null und Massendeportationen
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Abriegelung der Grenzen mit Militär und Drittstaaten-Lösungen (Ruanda-Plan 2.0)
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Maximale Souveränität statt EU-Regelwerk
Farage ist gewissermaßen das, was man in Deutschland immer wieder von der AfD behauptet: eine Mischung aus Trump und Orban – nur dass er gerade dabei ist, tatsächlich an die Macht zu kommen.
Schock für Brüssel und Berlin
Für die EU-Spitze um Ursula von der Leyen und Kaja Kallas wäre ein Premier Farage ein politischer Albtraum. Man müsste sich in Brüssel plötzlich darauf einstellen, dass London:
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keine Soldaten mehr in EU-Kriegsabenteuer schickt
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bestehende Handels- und Kooperationsabkommen aufkündigt oder neu verhandelt
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die Brexit-Regeln noch weiter verschärft
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und jegliche Migrationspolitik der EU torpediert
Während Brüssel von Aufrüstung, offenen Grenzen und Multikulti-Utopien träumt, setzt Farage auf das genaue Gegenteil: Grenzen dicht, Bürokratie runter, Frieden statt Dauerkrieg.
Fazit: Ein politisches Erdbeben mit Ansage
Was in Deutschland mit der AfD noch wie ein Schock wirkt, ist in Großbritannien längst eine politische Erdrutschbewegung. Reform UK steht kurz davor, das Establishment hinwegzufegen – und Europa gleich mit.
Ob es am Ende wirklich für Downing Street reicht, hängt vom Wahlabend ab. Doch schon jetzt ist klar: Nigel Farage hat die britische Politik aufgemischt wie kein Zweiter. Und das mit Themen, die auch in Deutschland hochkochen – nur dass die Insel wieder einmal ein paar Jahre schneller ist.