Pokrovsk im Donbass — Russland stellt Ultimatum, ukrainische Einheiten ziehen sich zurück
Pokrovsk steht am Abgrund. Russische Truppen verstärken ihre Angriffe, versuchen wichtige Versorgungsrouten zu durchtrennen – und in den Berichten vor Ort ist immer öfter von schwindender Versorgung und eingeschränkter Evakuierung die Rede.
Die ukrainische Führung fordert weiterhin Durchhalten, während einzelne Verbände offenbar die Befehle nicht mehr ausführen und sich zurückziehen. Diese Lage wird zunehmend als Risiko für eine Einkesselung von bis zu zehntausend ukrainischen Infanteristen beschrieben.
Widerspruch gegen Befehle aus Kiew
Oleksandr Syrskyi, der Oberbefehlshaber, hat seine Truppen zum Aushalten aufgefordert und an die Disziplin der Einheiten appelliert. Zugleich berichten Beobachter und lokale Quellen von unzufriedenen Formationen und teilweise chaotischen Abzügen, die manche als ersten offenen Widerstand gegen die Befehlskette werten – teils ist sogar von Meuterei die Rede.
Die Lage ist brenzlig: Wenn Nachschubwege dauerhaft abgeschnitten werden, droht eine rasche Verschlechterung der Situation.
Taktik der Umzingelung und Zermürbung
Taktisch läuft das Ganze in klassischer Manier ab: Die Angreifer umzingeln Operationsräume, zerstören Versorgungswege mit Raketen- und Drohnenangriffen und schaffen so „Kessel“, in denen Fahrzeuge, Vorräte und Menschen verloren gehen.
Die Bilder aus den Gefechtszonen gleichen einem modernen Friedhof aus Panzern, Transportern und zerstörter Technik – alles Folgen gezielter Unterbrechung logistischer Linien.
Gebiet von 100 km² vor dem Fall
Nach Medienberichten droht in einem Abschnitt ein Gebiet von rund 100 km² in den nächsten Tagen komplett an die russischen Kräfte zu fallen – ein Kartenhaus, das in sich zusammenbricht. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich an anderen Frontabschnitten:
Überall dort, wo die Übermacht praktisch drei- bis fünfmal größer ist, gelingen immer wieder Durchbrüche und die Ausbildung tödlicher Kessel.
Zunehmende Kritik an den Durchhaltebefehlen
Der Ton in manchen deutschen Medien ist inzwischen dramatisch. Reporter wie Julian Röpcke (Bild) melden vor Ort von „Alptraum“-Szenarien und stellen die politische Entscheidung infrage, Soldaten an Haltepositionen zu binden – mit der Argumentation, dies diene weniger militärischer Logik als politischem Eindruck und dem Versuch, weitere Unterstützung zu mobilisieren. Röpcke schrieb zudem, er habe in einigen Gebieten keine Anzeichen für eine vollständige Einkesselung gesehen – solche Berichte zeigen, wie unterschiedlich Lageeinschätzungen sein können.
This is the current territorial situation around the Ukrainian towns of #Pokovsk & #Myrnohrad (formerly 105,000 inhabitants combined).
I can see several political reasons to hold the semi-encircled area from Ukraine’s perspective.
Militarily and logistically, it’s a nightmare. pic.twitter.com/9L52yPoBuK
— Julian Röpcke🇺🇦 (@JulianRoepcke) October 25, 2025
Kräfteverhältnis bleibt entscheidend
Militärische Verstärkungen in Form moderner Marschflugkörper oder schwerer Waffensysteme würden an der grundsätzlichen Lage wenig ändern, solange die Nachschublinien und Rotationsmöglichkeiten fehlen.
Wenn eine Front lokal im Verhältnis 1:5 überrannt wird, hilft selbst modernste Technik wenig gegen das einfache Kräftegefälle.
Die Konsequenz: Verlust von Material, Zusammenbruch von Stellungen und im schlimmsten Fall ein komplettes Auseinanderbrechen ganzer Frontabschnitte.
Kritik an der Berichterstattung
Die mediale Darstellung in Deutschland wird zunehmend einseitig wahrgenommen. Viele Redaktionen – etwa bei großen Online-Portalen und bekannten Tageszeitungen – übernehmen Berichte und Einschätzungen nahezu deckungsgleich, oft ohne kritische Prüfung oder Einordnung der tatsächlichen Lage vor Ort.
Während internationale Quellen und Beobachter von Rückzügen und hohen Verlusten berichten, dominieren hierzulande weiterhin optimistische Schlagzeilen und Durchhaltebotschaften.
Kritiker vergleichen diese Diskrepanz mit früheren Konflikten, in denen politische Kommunikation und militärische Realität weit auseinanderlagen.
Das Ergebnis ist eine Öffentlichkeit, die zunehmend den Überblick verliert, weil Informationslage und Darstellung kaum noch übereinstimmen.
Fazit
Die Situation um Pokrovsk illustriert, wie schnell lokale taktische Erfolge zu strategischen Problemen anwachsen können – besonders, wenn Befehl und Moral auseinanderdriften.
Die politische Forderung nach „Durchhalten bis zum Letzten“ kollidiert hier zunehmend mit militärischer Realität und den Berichten aus den Einheiten selbst.
Wer die Lage verharmlost oder nur in Schlagzeilen denkt, trägt zur weiteren Verwirrung bei.











